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Nein, ja, vielleicht: Nach der FIFA-Sperre rudert Franz Beckenbauer zurück. Eine Reise des Kaisers zur WM soll doch möglich sein.
München - Die Sperre für Franz Beckenbauer durch den Weltverband FIFA hat offenbar weitreichende Konsequenzen für Deutschlands Fußball-Lichtgestalt.
Wie der Weltverband am Samstag klarstellte, darf der "Kaiser" vorerst keine Fußballspiele besuchen.
Damit ist wohl auch eine Reise zur WM in Brasilien vom Tisch.
"Franz Beckenbauer kann an keiner Aktivität im Zusammenhang mit dem Fußball teilnehmen. Das schließt, neben anderen Dingen, eine Einladung zum Besuch eines Fußballspiels oder den Besuch auf privater Basis eines Fußballspiels jeglicher Art ein", sagte der stellvertretende Chef des unabhängigen FIFA-Ethik-Komitees, Alan Sullivan (Australien).
"WM ist für mich gestrichen"
Zuvor hatte sich Beckenbauer in der Frage einer Reise nach Brasilien wankelmütig gezeigt.
Zunächst hatte der 68-Jährige der "Bild" gesagt: "Die WM ist für mich gestrichen, auf die geplante Reise nach Brasilien werde ich verzichten. Ich gehe davon aus, dass ich bei der FIFA nicht mehr willkommen bin."
Dann aber erklärte sein Berater Marcus Höfl, dass Beckenbauer "die Entwicklung der nächsten Tage" abwarten wolle, ehe er eine definitive Entscheidung über einen Verzicht auf die Reise treffe.
Dies schrieb Höfl als "Klarstellung" bei Twitter.
Antworten nur auf Deutsch
Beckenbauer war am Freitag von der FIFA provisorisch für 90 Tage gesperrt worden war. Der Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft von 1974 und Teamchef des Weltmeisterteams von 1990 sollte ursprünglich zum Halbfinale nach Brasilien reisen.
Der DFB-Ehrenspielführer hatte laut Darstellung der FIFA die Kooperation mit Chefermittler Michael J. Garcia verweigert und war deshalb sanktioniert worden.
Beckenbauer bestritt dies und wies darauf hin, dass er die in Englisch abgefassten Fragen juristischen Inhalts nur in Deutsch habe beantworten wollen. Diesem Wunsch war Garcia allerdings offensichtlich nicht nachgekommen.
Es ging um dessen Ermittlungen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2022 an Katar.
Beckenbauer war bei den letzten WM-Turnieren immer ein gern gesehener Gast und bei der Heim-Weltmeisterschaft 2006 als Präsident des Organisationskomitees noch der große Zampano. Nun steht er am Pranger.
Beckenbauer glaubt an Aprilscherz
"Ich habe erst einmal auf das Datum heute geschaut. Ich dachte, es wäre der erste April und damit ein Aprilscherz", sagte Beckenbauer bei "Sky".
Der "Kaiser" war einst Mitglied im Exekutivkomitee der FIFA, der "Regierung des Weltfußballs".
Nun versucht Garcia, Deutschlands einstigem Ausnahmekicker am Zeug zu flicken.
Beckenbauer "ein Ehrenmann"
"Die Sperre durch die FIFA hat mich überrascht, ändert aber nichts an meiner Einschätzung. Franz Beckenbauer ist für mich ein Ehrenmann, der nichts zu verbergen hat. Ich gehe davon aus, dass er zur Aufklärung der offenen Fragen beitragen wird", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
Die FIFA wirft Beckenbauer jedenfalls vor, sich den Ermittlungen Garcias zu verweigern.
Der Fall unterliegt nun dem offiziellen Untersuchungsverfahren, das von Vanessa Allard, Mitglied der Untersuchungskammer, geleitet wird.
Warten auf FIFA-Post
Beckenbauer, der lediglich noch als Ehrenpräsident von Bayern München ein Amt im Fußball bekleidet (Beckenbauer: "Wenn der Ehrenpräsident für 90 Tage ruht, wird er das überleben"), war bis März 2011 Exko-Mitglied der FIFA.
Alle Weltmeister
1930
Uruguay (4:2 gegen Argentinien)
1934
Italien (2:1 n.V. gegen die Tschechoslowakei)
1938
Italien (4:2 gegen Ungarn)
1950
Uruguay (2:1 gegen Brasilien)
1954
Deutschland (3:2 gegen Ungarn)
1958
Brasilien (5:2 gegen Schweden)
1962
Brasilien (3:1 gegen die Tschechoslowakei)
1966
England (4:2 n.V. gegen Deutschland)
1970
Brasilien (4:1 gegen Italien)
1974
Deutschland (2:1 gegen die Niederlande)
1978
Argentinien (3:1 n.V. gegen die Niederlande)
1982
Italien (3:1 gegen Deutschland)
1986
Argentinien (3:2 gegen Deutschland)
1990
Deutschland (1:0 gegen Argentinien)
1994
Brasilien (0:0 n.V., 3:2 i.E. gegen Italien)
1998
Frankreich (3:0 gegen Brasilien)
2002
Brasilien (2:0 gegen Deutschland)
2006
Italien (1:1 n.V., 5:3 i.E. gegen Frankreich)
2010
Spanien (1:0 n.V. gegen die Niederlande)
Bei den WM-Vergaben für 2018 (Russland) und 2022 (Katar) hatte er am 2. Dezember 2010 nach Angaben der "Bild" für die russische beziehungsweise die US-amerikanische Bewerbung gestimmt. Unter Verweis auf das Wahlgeheimnis machte Beckenbauer sein Votum bisher nicht öffentlich.
Die Sperre wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer der FIFA-Ethikkommission, Alan Sullivan, auf Antrag von Garcia ausgesprochen und gilt ab sofort.
"Ich habe von der FIFA noch nichts bekommen. Man wird mich aber wohl noch benachrichtigen. Mal sehen, was da drin steht", sagte Beckenbauer.
Tätigkeit als "Sky"-Experte beeinflusst?
Der Entscheid der FIFA hat angeblich auch Einfluss auf Beckenbauers Tätigkeit als TV-Experte beim Pay-TV-Sender "Sky". Der Investigativjournalist Jens Weinreich twitterte am Samstagvormittag ein Statement von Alan Sullivan.
"Franz Beckenbauer darf keiner Tätigkeit nachgehen, die einen Bezug zum Fußball hat. Dies beinhaltet, neben anderen Dingen, auch Einladungen zu Teilnahmen auf privater Basis zu Fußballspielen in jeglicher Form."
Damit wären alle kommerziellen Tätigkeiten Beckenbauers zum Saisonstart der Bundesliga untersagt, salopp formuliert verhängte die FIFA damit ein Stadionverbot für Beckenbauer.
Auch Rummenigge im Fokus?
Neben Beckenbauer stand laut "FAZ" auch Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge für kurze Zeit im Fokus der Garcia-Ermittlungen.
Der 58-Jährige sei um eine Stellungnahme zu seinem Zollvergehen vom 7. Februar 2013 gebeten worden.
Damals war er aus Doha kommend bei der Einreise nach Deutschland mit zwei Luxusuhren erwischt worden und musste eine Geldstrafe in Höhe von 249.900 Euro zahlen, Rummenigge ist seitdem vorbestraft.
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